Liebe Rennsportfreunde
Nach dem aus unserer Sicht sehr bescheidenen Saisonhöhepunkt mit null Punkten beim Truck GP Nürburgring konnte mein Team die Sommerpause dazu nutzen, die gravierenden Handlingprobleme meiner Nummer 24 zu beheben. Der Truck war wegen eines bisher nie aufgetretenen Materialverschleißes komplett aus der Balance geraten und deshalb nicht mehr fahrbar.
In Most nun sind wir alle hochmotiviert angereist, da man hier auch aus vergangenen Tests einiges mehr an Erfahrung mitbringen konnte. Most ist immer sehr zuschauerträchtig und auch dieses Jahr strömten trotz aberwitziger Temperaturen von bis zu 45 Grad im Fahrerlager knapp 90.000 Truck Race Fans an die recht flüssige und schnelle Rennstrecke.
Über die Trainingssitzungen und das Qualifikationstraining konnten wir Stück für Stück eine gute Abstimmung für meine #24 rausfahren und den Anschluss an die Top 10 wieder herstellen, den wir zuvor verloren hatten.
Wenn auch von Platz 13 gestartet, war für die ersten beiden Rennen der zeitliche Abstand geringer und sollte Hoffnung auf weitere Punkte geben.
Leider spielte dann in Rennen 1 die Bremse nicht mit. Über die 11 Rundendistanz musste ich ab Runde 6 das Tempo reduzieren, denn Temperaturwerte von bis zu 800 Grad Celsius lassen einfach keine gute oder gar vernünftige Verzögerung der 5,5 Tonnen zu und so musste ich den vor mir herfahrenden britischen Gastfahrer Summerfield aus England ziehen lassen und fuhr als 13. ins Ziel. In Lauf zwei konnten wir die Bremsproblematik in den Griff bekommen, nur verabschiedete sich dieses Mal das Getriebe nach langer Laufleistung.
Schade, denn der Truck lag mir gut und ich wollte um Punkte ab Platz 10 kämpfen. Leider musste ich den Truck vorzeitig abstellen.
Ab einem bestimmten Punkt kann es aber auch nur wieder bergauf gehen und entsprechend motiviert starteten wir in den zweiten noch heißeren Tag mit 38 Grad im Schatten und 50 Grad Asphalttemperatur. Wir konnten unseren Truck und vor allem die Reifen so abstimmen, dass wir die gesamte Distanz mit guter Haftung fahren können sollten.
Reichte es im Quali wieder nur zu Starplatz 13 so hatte ich doch ein gutes Gefühl für beide Rennen. Der Motor hat etwas mehr Durchzug, ich bekam ein neues Getriebe und zusammen mit Norbert, meinem Techniker, haben wir trotz der heißen Bedingungen nochmal 1,5 Sekunden gefunden und waren dran an den Top 10.
In Rennen 3 wurde ich direkt nach dem Start in der engen Schikane in einen Unfall verwickelt. Front und Windschutzscheibe waren zerknüllt, ich konnte aber weiterfahren und durch die hitzigen Zweikämpfe vor, mit und hinter mir, profitieren und mit Platz 10 erneut in die Punkte fahren.
In der Rennpause haben meine Mechaniker alles gegeben und meine Front ordentlich ausgebeult und die Scheibe notdürftig geklebt. Zum Glück war mein Sichtfeld nicht beeinträchtigt und die technischen FIA Kommissare haben Grünes Licht für den letzten Lauf des Tage gegeben.
Der Start gelang mir wieder ganz gut und ich fand trotz einer erneuten Startkollision zwischen Rene Reinert und Gerd Körber und jeder Menge umherfliegender Teile gut in meinen Rhythmus und holte alles aus meinem Mercedes Truck raus, nur um ja nicht den Anschluss zu verlieren. Am Ende konnte ich erneut als Zehnter über die Ziellinie fahren und bekam nachträglich sogar noch Platz 9, da Rene Reinert für den Startcrash eine Zeitstrafe bekam.
Somit war der Sonntag für uns versöhnlich, auch wenn uns bewusst ist, dass wir technisch gegenüber unseren MAN und Buggyra Konkurrenten unterlegen sind.
Allerdings ist jetzt schon klar, dass die Vorbereitung und die technische Basis unserer Trucks komplett überarbeitet werden müssen, um aus eigener Kraft spätestens 2016 in die Top 10 zu fahren.
Jetzt geht es für das kommende Wochenende direkt nach Ungarn auf den Hungaroring bei Budapest zum ersten Truck GP seit 25 Jahren. Dort erwartet uns auch wegen der engen Streckenführung erneut eine große Aufgabe.
Bis in einer Woche also. Alles Gute,
Euer Roland